Der sagenumwobene passive Helfer – Kapitel 2

Lerntheorie, operante Konditionierung, Klicker, positives Lernen, positives Training

Oder: Ausbildung basiert auf Lerntheorie. Immer. In jeder Sparte.

Berufsbedingt befasse ich mich sehr oft und gern mit der Lerntheorie. Einmal wollte ich den 11er bestehen, das funktioniert nicht ohne Fachbegriffe und richtige Anwendung der Lerntheorie in Theorie und Praxis. Und es interessiert mich einfach. Es ist spannend neue Forschungsergebnisse zu lesen, es ist sehr erleuchtend ein Huhn zu klickern und es macht einfach Spaß gemeinsam mit anderen Trainern über diverse Aufgabenstellungen zu diskutieren! Kurz gesagt: bildet euch weiter, wann immer ihr die Möglichkeit habt. Gebt Geld auch mal für ein gutes Buch und nicht für eine neue Leine aus. Schaut über den Tellerrand eurer Organisation, eures Vereins oder auch eurer Sparte.

Lerntheorie, operante Konditionierung, Klicker, positives Lernen, positives Training

Ich gebe euch einen kurzen Überblick über die verschiedenen Arten der Konditionierung und die Begrifflichkeiten. Empfehlenswerte Literatur findet ihr ganz am Schluss.

In der Lerntheorie ist immer wieder die Rede von der klassischen und der operanten/ instrumentellen Konditionierung (entdeckt durch Skinner). In der Ausbildung unserer Hunde arbeiten wir vorrangig mit der operanten Konditionierung. Der Hund tut etwas und dafür bekommt er eine Belohnung. Zum Beispiel springt der Hund mit der Nase an die Leckerlidose und bekommt dafür einen Leckerliregen.

Die klassische Konditionierung (entdeckt durch Pavlov) funktioniert etwas anders. Hier wird ein Geräusch, eine Berührung, etc. mit einem Reflex/ Gefühl verknüpft. Der Unterschied zur operanten Konditionierung ist, dass kein Verstärker nötig ist und kein bewusstes Verhalten konditioniert wird. Ein Beispiel wäre hier: man läutet eine Glocke, pustet seinem Partner ins Auge, der Partner blinzelt. Bei einer ausreichenden Wiederholungszahl blinzelt der Partner nur durch das Geräusch der Glocke. Die klassische Konditionierung können wir auch nicht abschalten. Sie findet immer statt, wenn für den Hund etwas angenehm oder unangenehm ist. Deshalb ist es im Training wichtig die Begrifflichkeiten zu kennen, denn es passiert schnell, dass die klassische Konditionierung im Training gegen die operante Konditionierung und unser Trainingsziel arbeitet.

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Das Premack-Prinzip besagt vereinfacht: man kann den Hund mit allem belohnen, was er lieber hat, als das, was er gerade tut (Theby, 2016). In der Praxis spricht man z.B. vom Premack-Prinzip, wenn der Hund seinen Ball auf dem Hundeplatz schon sehen kann und ihn nach ein paar Unterordnungsübungen holen darf. Beim Training nach dem Premack-Prinzip ist die Ablenkung von Anfang an eingebaut, wodurch diese Art des Trainings sehr wirkungsvoll sein kann.

Und als letztes sollten noch Robert Yerkes und John Dillingham Dodson genannt werden. Yerkes und Dodson haben bewiesen, dass es ein optimales Erregungs-/ Motivationslevel gibt. Ist die Erregung/ Motivation zu gering findet wenig lernen statt. Wenn die Erregung/ Motivation steigt, steigt auch das Lernen. Wenn die Erregung/ Motivation über einen kritischen Punkt steigt, wird das Lernen wieder weniger. Das kann man oft bei beutefixierten Hunden beobachten. Sie können schon gelernte Unterordnungselemente „plötzlich“ nicht mehr abrufen und an das Erlernen neuer Elemente ist nicht zu denken, wenn sie die Beute sehen oder erahnen können.

Lerntheorie, operante Konditionierung, Klicker, positives Lernen, positives Training, Yerkes-Dodson-Gesetz

An den letzten beiden Beispielen kann man sehr schön erkennen, dass ein Training nach Schema F oder nach Rezept nicht funktioniert. Hunde, die nicht ins Schema passen und ihr eigenes ganz individuelles Rezept brauchen fallen leider durchs Raster. Das ist mit individueller Ausbildung überhaupt nicht notwendig. Wenn man die Grundlagen der Lerntheorie im Hinterkopf hat kommt man in der Ausbildung oft sehr viel weiter als es vielleicht auf Grund der Rasse oder Anfangsvoraussetzungen scheint.

Gebt nicht auf, denn auch der selbstständige Jagdhund kann lernen mit euch zusammen zu arbeiten. Dies gilt auch für das andere Extrem, die Hütehunde, die gerne für alles erstmal eine Anleitung hätten und natürlich für alle anderen Hundecharaktere dazwischen <3

Beim nächsten Mal geht es wieder spezieller um Rettungshundearbeit und Nasenarbeit. Seid gespannt und ich hoffe ihr versteht jetzt etwas besser warum euer Hund manchmal etwas tut oder auch nicht. Wenn ihr mehr über das Thema lesen wollt kann ich euch das Buch „Verstärker verstehen: Über den Einsatz von Belohnung im Hundetraining“ von Viviane Theby in der 5. Auflage aus dem Jahr 2018 empfehlen.

Mehr lest ihr immer wieder in meinem Blog. Wenn ihr lieber in der Gruppe lernt kann ich euch meine Workshops empfehlen:

Rückverweiserworkshop in Leipzig

https://www.bugbuster.training/rueckverweiser-workshop-leipzig

Workshop Problem erkannt, Problem gebannt in Leipzig

https://www.bugbuster.training/Problem-erkannt-workshop-leipzig

Anzeigenworkshop in Leizpzig

https://www.bugbuster.training/anzeigen-workshop-leipzig

In den RH-Workshops stelle ich euch den passiven Helfer gerne persönlich vor!